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Exkursion Geo Leistungsfach K1

Kalk im Nutellaglas? - Exkursion zu den Karl Kraft Steinewerken oHG in Heidenheim/Schnaitheim


Warum sollen wir einen ganzen Nachmittag Steine gucken? Wir wussten zuerst nicht, was wir von einer Exkursion in einen Steinbruch halten sollten. Aber es zeigte sich, dass wir dadurch eine erweiterte Perspektive davon bekamen, wie stark und massiv Kalkstein unseren Alltag beeinflusst und bestimmt. Außerdem bekamen wir ein Gefühl dafür, wie viel Arbeit und Hingabe die Leitung eines solchen Unternehmens benötigt. Durch eine Präsentation von Herrn Kraft haben wir einen Eindruck bekommen, was für einen hohen Stellenwert der Kalkstein in unserem Leben eigentlich haben sollte. Denn dieser ist in den unterschiedlichsten Alltagsprodukten (beispielsweise in Eierschalen (Futterkalk), Asphalt, Farben, Kosmetika oder auch in Glas) enthalten und somit unentbehrlich in vielen Anwendungsbereichen. Da stellt sich natürlich auch die Frage, wie lange uns dieser Rohstoff erhalten bleiben wird bevor er endet. Aber ist er wirklich endlich? Auf diese Frage antwortete Herr Kraft, dass viele Ressourcen vorhanden sind, welche jedoch zur jetzigen Zeit aufgrund von unterschiedlichen Gründen (z.B. Siedlungsnähe, Naturschutz) nicht abgebaut werden können. Aber die in seinem Steinbruch lagernde Menge würde schon noch für seine Kinder und Enkel reichen wenn sie das Unternehmen weiter führen wollen würden. Im zweiten Teil fuhren wir mit zwei geländegängigen Kleinbussen in den Steinbruch. Hier kam auch das Thema Nachhaltigkeit auf. Als wir hörten, wie viel Diesel die Bagger (ca. 1000l/Tag und Maschine) und LKW pro Tag benötigten, waren wir zunächst alle geschockt. Auch wurde bei näherem Nachfragen klar, dass ein klimaneutraler Abbau in der nächsten Zeit nicht möglich sein würde.

Wie man sich vorstellen kann, wird durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine der Abbau durch die zurzeit hohen Energiekosten beeinflusst. Aber eine Umstellung auf Fahrzeuge, die mit Strom betrieben werden inklusive der dazu notwendigen Stromlieferung, die nicht auf fossiler Basis fundiert, hält Herr Kraft seiner Meinung nach nicht für sehr sinnvoll, zudem sei es schwer dies umzusetzen. Anders als zum Beispiel im Braunkohletagebau sind hier die Maschinen im Steinbruch ziemlich mobil, arbeiten also ständig an anderen Orten - eine Versorgung per Stromkabel sei also kaum vorstellbar und ein Batteriebetrieb heute noch unrealistisch.

Apropos Bagger: Die Schaufel eines Baggers reichte von der Größe her locker für ein aufregendes Gruppenbild (siehe oben), die 7 Tonnen Nutzlast konnten wir bei weitem nicht auf die Waage bringen :) . Wieder einmal wurden wir von der unterschätzten Größe der Maschine beeindruckt, vor allem als die Schaufel nach oben gefahren wurde und wir die weite Aussicht genießen konnten.

Wir alle waren beeindruckt von der Größe (eine Terrasse hat eine Höhe von 30m) und Weitläufigkeit des Steinbruchs. Später haben wir im Unterricht den Steinbruch der Firma Kraft in Heidenheim/Schnaitheim mit einer Eisenerzabbaustätte in Brasilien verglichen. Schon der Steinbruch in Schnaitheim erschien uns riesig. Als uns allerdings klar wurde, welch immense Fläche ein Erztagebau im brasilianischen Regenwald einnimmt, waren wir alle geschockt: Fast 50-mal größer ist eine der vielen Erztagebaugruben im tropischen Regenwald in Brasilien im Vergleich zum Steinbruch in Schnaitheim. Erst jetzt wurde uns bewusst, wie stark der Abbau von Eisenerz, Kohle, Ölsanden, Kies, Sand, Kalkstein und vielen anderen Rohstoffen die natürliche Flora und Fauna beeinflusst. Die Rodung von Wäldern, die infolge des steigenden Bedarfs an Rohstoffen wie Erzen, Energierohstoffen oder Baurohstoffen immer weiter zunimmt, schränkt den natürlichen Lebensraum für zahlreiche Organismen ein. Wälder, die Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff umwandeln können, schwinden immer weiter und der Klimawandel wird weiter vorangetrieben. Auch hier ist zukünftig leider keine nachhaltige Veränderung zu erwarten.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat Deutschland allerdings genaue Vorgaben, wie nach dem Rohstoffabbau die Landschaft wieder in Wert gesetzt werden muss. In einem heute nicht mehr genutzten Teil des Steinbruchs wurden zum Beispiel kleine Gruben angelegt, in denen sich dann wieder Wasser angesammelt hat. In diesen kleinen Teichen fühlen sich nun Tiere wie Molche oder Kaulquappen/Frösche zu Hause. Andere Bereiche konnte sich die Natur durch die Ansiedelung von Pionierpflanzen und später einer an die gegebenen Bedingungen angepassten Vegetation zurückerobern.


Zum Ende haben wir noch einen kleinen Einblick in das Labor bekommen, was auch sehr spannend war. Es war für uns alle sehr überraschend, wie teuer die ganzen Utensilien (z.B. die Mikrosiebe oder der Partikelgrößen- und Formanalysator) waren. Außerdem war es sehr interessant, wie viel Arbeit auch nach dem Kalksteinabbau noch erforderlich ist, bevor alles fertig verarbeitet ist. Zudem wird alles sorgfältig dokumentiert und die Kalksteinprodukte werden vor dem Verkauf sorgfältig überprüft.


Es ist also ein weiter Weg von der Suche nach Rohstoffen, die bestimmte Anforderungen erfüllen, über den Abbau und die Aufbereitung zum fertigen Grundstoff für viele der oben genannten Industrieprodukte. Vielleicht sollten wir uns diesen Aufwand immer mal wieder vor Augen führen, wenn wir das Nutellaglas am Morgen auf den Tisch stellen oder die Getränkedose achtlos wegwerfen.




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